Im Frühjahr haben die kleinen Spinnentiere Hochsaison
Der starke Frost im Februar hat ihnen nicht geschadet: Sobald es wärmer wird, sind auch die Zecken wieder aktiv. Weil sie gefährliche Krankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Borreliose überträgen können, sollten Menschen Obacht geben. Experten raten Menschen in FSME-Risikogebieten, sich gegen diese Krankheit impfen zu lassen. Vor Borreliose schützen Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen langer Hosen im Wald und auf der Wiese.
Christine Klaus vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Jena rät zu Gelassenheit: “Man muss sich mit den Zecken arrangieren wie mit jedem anderen Risiko auch.” Zecken gebe es seit vielen hundert Jahren, und “es wird sie immer geben”, sagt Klaus. Die Tiere benötigten zum Überleben bestimmte Temperaturen, eine hohe Luftfeuchtigkeit und ausreichend Wirtstiere für ihre Blutmahlzeit wie Mäuse, Igel, Füchse oder andere Waldsäugetiere. Ob der Winter mild oder weniger mild verlaufen sei, spiele nur eine Nebenrolle: Zecken verkraften Frost bis minus 20 Grad Celsius locker; ab fünf bis sechs Grad steigt ihre Aktivität.
Attraktiver Duft
Bei der Suche nach einem Wirtstier lässt sich die Zecke nach Klaus’ Worten von drei Reizen leiten: Bewegung, Wärme und chemotaktische Faktoren, also vor allem Duftstoffe. Damit lasse sich möglicherweise auch erklären, warum bestimmte Menschen häufiger von Zecken gestochen würden als andere. “Sie duften einfach attraktiver”, erklärt die Fachfrau aus Jena.
Allerdings sei der Kontakt zwischen einer Zecke und einem Menschen für das Tier in der Regel nicht zuträglich: Der Mensch trage die Zecke mit in seine Wohnung, dort könne sie wegen mangelnder Luftfeuchtigkeit in der Regel nicht überleben, trockne aus, falle ab und lande im Staubsauger. “Der Mensch ist für die Zecke eine Fehlentscheidung.” Ähnliches passiere, wenn die Zecke über ein Haustier in die Wohnung gelange.
Interessante Zahlen
In bestimmten Gegenden Deutschlands können die Zecken den FSME Erreger übertragen. Vom Robert-Koch-Institut (RKI) definierte Risikogebiete liegen vor allem in Bayern und Baden-Württemberg sowie in einigen Regionen im südlichen Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der FSME-Erkrankungen relativ stabil geblieben, wie RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher sagt: 2011 wurden 423 Fälle registriert, im Jahr zuvor 260, 2009 waren es 313 Fälle. 2008 erkrankten 289 Menschen an FSME, 2007 waren es 239, 2006 und 2005 546 beziehungsweise 432 Menschen.
Bei Borreliose ist es komplizierter: Die Infektion, die meist das Nervensystem des Menschen betrifft, ist in den meisten westlichen Bundesländern keine meldepflichtige Krankheit. In den Jahren 2004 bis 2010 wurden aus Ostdeutschland beim RKI insgesamt zwischen 4.000 und 6.000 Fälle gemeldet. Allerdings dürfte die Dunkelziffer hoch sein, weil Borreliose oft erst spät diagnostiziert wird. Zwischen fünf bis 40 Prozent der Zecken können mit Borrelien infiziert sein. Impfen lassen kann man sich nicht, eine Infektion schützt nach einer gewissen Zeit auch nicht vor einer Neuansteckung.
Dass sich die Zecken angesichts des Klimawandels in den vergangenen Jahren besonders ausgebreitet haben könnten, lasse sich so eindeutig nicht sagen, betont Klaus. Studien aus Schweden legten die Vermutung nahe, dass es eine Verbreitung in Richturig Norden gegeben haben könnte. Tschechische Forscher hätten Zecken in hohen Lagen über 1.000 Meter nachgewiesen.
Es gebe aber nicht immer verlässliche Vergleichsdaten früherer Jahre. Dies gelte besonders für die Frage, ob die Zahl der Zecken insgesamt zugenommen habe, erklärt die Wissenschaftlerin im Nationalen Referenzlabor für durch Zecken übertragene Krankheiten am FLI.
Stich mit Folgen
Gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kann man sich durch eine eine Impfung schützen. Aber für durch Zecken übertragene Krankheiten wie zum Beispiel der Borreliose, gibt es keine Impfung. Deshalb sollte man sich in jedem Falle nach einem Aufenthalt im Freien sorgfältig nach Zecken absuchen. Zecken suchen nach einer für sie günstigen Körperstelle, bevor sie sich dort festsetzen: Kniekehle, Leistenbeuge, Achselhöhlen, Haaransatz. Dort sollten Sie also genau hinsehen.
Schnell reagieren
Die Erreger der Borreliose werden erst einige Stunden nachdem die Zecke begonnen hat, Blut zu saugen, übertragen. Es ist also sehr wichtig, eine Zecke sofort und fachgerecht zu entfernen: Mit einer geeigneten Pinzette oder Zeckenkarte das Tier möglichst nah an der Haut fassen und gleichmäßig nach oben ziehen. Vorsicht, die Zecke dabei nicht am Hinterleib quetschen, da sonst vermehrt Erreger in die Blutbahn gelängen!
Die Stichstelle sollte desinfiziert werden. Beobachten Sie die Stichstelle noch etwa zwei Monate. Tritt in dem Bereich, den Sie mit einem Kugelschreiber markieren können, eine Hautrötung auf, die auch ringförmig sein und wandern kann, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen. Diese Wanderröte ist typisch für eine Borreliose. Aber nicht immer zeigt sich eine Hautreaktion, bei etwa einem Drittel der Erkrankten tritt keine Wanderröte auf. Sollten andere Symptome wie Fieber oder Lymphknotenschwellungen auftreten, teilen Sie dem Arzt mit, dass Sie einen Zeckenstich hatten. Er kann dann geeignete Laboruntersuchungen veranlassen und gegebenenfalls Antibiotika verordnen.