Flüssiges Ariel Vollwaschmittel in gleich großen Flaschen, aber mit unterschiedlichen Inhaltsmengen, Dosierungsempfehlungen und Preisen – das täuscht vermutlich viele Käufer. Sogar so sehr, dass es im Internet dazu eine Präsentation gibt: “Ariel und die Mathematik”. test.de wollte es genau wissen und kaufte ein. Hier das Ergebnis.
Die Produkte
Ende Juli 2009 kaufte die Stiftung Warentest am selben Tag drei Flaschen des Flüssigwaschmittels Ariel Klassik ein. Dies war der einfache Teil. Doch dann kam die Verwirrung auf: Die Flaschen sind alle gleich groß. Sie unterscheiden sich nur geringfügig durch die Etiketten auf der Vorderseite. Nur durch einen kritischen Blick auf den durchsichtigen Streifen an der Seite der Flaschen ist die Füllhöhe zu erkennen: Alle drei enthalten unterschiedliche Mengen an Flüssigwaschmittel. Dies bestätigt die Inhaltsangabe auf der Rückseite der Produkte. Eine Flasche enthält 1,26 Liter, die anderen 1,4 beziehungsweise sogar 1,5 Liter flüssiges Vollwaschmittel.
“Ariel und die Mathematik”
Im Internet kursiert seit einiger Zeit die Präsentation “Ariel und die Mathematik”. Hintergrund dieser Ariel-Waschmittelrechnung ist die knallgelbe Werbung auf der 1,4-Literflasche: “+10% mehr Inhalt“. Im Vergleich zum 1,26-Liter-Gebinde stimmt die Aussage. Jedoch nicht zur 1,5-Literflasche. Der Anbieter Procter & Gamble hat prompt auf die in Internetforen und per E-Mail verbreitete Präsentation reagiert. In der Meldung liest es sich so, als ob eine 1,5-Liter-Flasche seit 2005 nicht mehr im Angebot ist. Ein Mengenvergleich mit dieser Flasche in alter Form verbiete sich deshalb. Komisch nur, dass die Stiftung Warentest auf ihrer Einkaufstour eine neugeformte 1,5-Liter-Flasche in den Regalen fand, die auf den ersten Blick nicht von den anderen Flaschen zu unterscheiden ist.
Die Preise
Weiter gehts mit den Preisen. Auch hier ist nicht alles einfach zu verstehen. Bei derselben Drogeriekette gabs die 1,26- und die 1,4-Literflasche zum selben Preis von jeweils 5,45 Euro. Das 1,5-Liter-Produkt kostete bei der Konkurrenz aber nicht mehr, sondern weniger – obwohl es mehr Waschmittel enthält. Der Preis dafür: 4,45 Euro. Der Preis pro Liter liegt also zwischen 2,97 Euro bei 1,5-Litern und 4,32 Euro bei 1,26-Litern.
Die Dosierungsempfehlungen
Und das Verwirrspiel geht weiter, da sich die Dosierungsempfehlungen unterscheiden. Beispiel normal verschmutzte Wäsche: Der Hersteller hat die Empfehlung mittlerweile geändert. Laut Etikett reichen daher 1,5 Liter für 20 Wäschen (20x75ml), die 1,4 Liter für “18+2” Wäschen (20x70ml). Wem der Kopf an dieser Stelle noch nicht raucht, die Rechnung geht weiter – nämlich mit den Kosten pro Waschgang. Im Fall der 1,5-Liter-Flasche sind es 22 Cent, beim 1,4-Literprodukt 27 Cent. Trotz geringerer Ergiebigkeit ist erstere daher die preisgünstigere Alternative.
Das Fazit: Mogelpackung
Klar ist: Kaum ein Verbraucher kann dieses Verwirrspiel erahnen. Wer hat schon Füllmengen und Anzahl der Waschgänge im Kopf, wenn er Waschmittel einkauft. Nur kritischen Käufern wird der Unterschied zwischen alter und neuer Packung auffallen – vorausgesetzt, diese stehen gleichzeitig im Regal. Für die Stiftung Warentest ist das daher ein typisches Beispiel für eine Mogelpackung.
Werbung mit Testsiegel
Zudem finden Käufer auf der gelben Schürze der 1,4 Liter-Flasche zusätzlich Werbung für zwei Ariel-Produkte mit Test-Qualitätsurteil. Dabei handelt es sich aber um Compactpulver von Ariel, die mit dem Flüssigwaschmittel nichts zu tun haben. Das ärgert zusätzlich. Immerhin: Pulver schnitt in den vergangenen Waschmitteltests stets besser ab als die flüssigen Produkte. So auch im aktuellen Test.
Es ist doch wirklich unglaublich, was man sich als Verbraucher so alles gefallen lassen muss. Eine derartige Täuschung ist wirklich mehr als dreist. Gerade von einer großen, bekannten und eigentlich renommierten Firma wie Ariel erwartet man so etwas einfach nicht und tappt so sehr schnell in die Kostenfalle. Da hilft wohl nur, ganz genau hinschauen und sich seine eigene Meinung bilden.
Danke für diesen wertvollen Beitrag. Immer wieder wichtig, wenn es Menschen gibt, die unverfroren hinter die Kulissen schauen.